Rassebezeichnung und Herkunft

 

Um die tatsächliche Bezeichnung dieser Rasse herrscht ziemliche Verwirrung. Die korrekte Rassebezeichnung lautet "Norwegisches Fjordpferd". Sie wird gerne mit "Norweger", "Fjord", "Fjordi", "Fjording" oder "Fjordpferd" abgekürzt. Der Name verrät schon die Herkunft: Die Rasse stammt ursprünglich aus den westlichen Distrikten Norwegens, auch "Vestland" genannt.

Die Landschaft dort ist geprägt von schroffen Bergen, in die die für Skandinavien typischen Fjorde tief einschneiden. Das ursprüngliche Fjordpferd entstand aus den Pferden der Wikinger, die auf ihren Raubzügen auch keltische (heute England und Irland) Pferde erbeuteten und mit ihren schon vorhandenen Pferden kreuzten.
Die genaue "Rassemischung" von damals ist bis heute immer noch nicht entschlüsselt.

Es besteht eine unübersehbare Ähnlichkeit mit den Przewalski Pferden, der letzten noch lebenden echten Wildpferderasse der Welt, die in der Mongolei heimisch ist.

Die Ursprünglichkeit der Fjordpferde spiegelt sich in ihrer Färbung wieder, die - mit insgesamt 5 Schattierungen - mit Aalstrich und dunklen Zebrastreifen an den Beinen an die Zeichnung der Wildpferde und -esel erinnert.

Stammlinien

 

Dem Betrachter von Fjordpferden springt eine Tatsache sofort ins Auge:

Alle Fjordpferde sehen sich sehr ähnlich! In der Tat ist das Fjordpferd eine der wenigen Rassen, mit einem so einheitlichen Erscheinungsbild. Diese Ähnlichkeit ist darauf zurückzuführen, dass fast alle heute lebenden, reinrassigen Fjordpferde über ihre männlichen Vorfahren Nachkommen der drei Hauptlinienbegründer sind:

ØYARBLAKKEN N 819 - mittelgroß, selbstbewusst, temperamentvoll,

                                                    mit guten Linien und einem korrektem Fundament
HÅKON JARL N 645 - hübsch, typvoll mit hoher Aufrichtung, guten Linien

                                               und mit energischen Bewegungen
BERGFAST N 635 - relativ klein, aber mit guten Bewegungen und viel Behang.

Diese drei Hengste stammen wiederum von NJÅL N 166  ab, der als Urvater der Reinzucht im Mutterland gilt.

Erscheinungsbild


Die Farbe

Fjordpferde bestechen schon durch ihre Wildfarbe. Es werden fünf Farben unterschieden:
Die häufigste ist Braunfalbe. Des weiteren gibt es Graufalbe, Rotfalbe und - seltener - Hellfalbe und Gelbfalbe.

In den meisten Fällen haben die Pferde einen ausgeprägten, dunklen Längsstreifen in der Mähne, der sich über einen mehr oder weniger deutlichen Aalstrich bis in den zweifarbigen Schweif fortsetzt.

Dazu kommen noch die überaus aparten, unterschiedlich ausgeprägten Zebrastreifen an den Beinen, die bei jedem Pferd verschieden sind. Das Maul ist sehr häufig weiß gefärbt, man nennt das Milch- oder auch Mehlmaul. Weiße Abzeichen sind bei Fjordpferden nicht erwünscht, bei Stuten und Wallachen wird aber ein kleiner Stern akzeptiert. Die frühere Behauptung, weiße Abzeichen an den Beinen seien ein Zeichen für nicht reinrassige Pferde, gilt heute als überholt.


Die Größe

Es gibt weder eine obere noch eine untere Größenbeschränkung, dabei liegt das angestrebte Stockmaß am Widerrist liegt zwischen 135 cm und 150 cm.

Bei der Zucht sollte man aber darauf achten, dass die Fjordpferde nicht übergroß werden; es handelt sich um eine urtümliche Ponyrasse, deren Rassetypus durch Zucht auf Größe schnell verloren gehen kann.


Kopf und Hals

Der verhältnismäßig kleine Kopf ist gut geformt mit einer breiten, flachen Stirn. Die Augen sind groß und ausdrucksvoll; sie sollen die Ruhe und Gelassenheit der Pferde widerspiegeln. Das Profil soll gerade bis konkav geformt sein. Die kleinen Ohren stehen weit auseinander. Der Hals war früher oftmals eher kurz und kräftig. Die Zucht moderner Fjordpferde legt aber Wert auf einen längeren, geschmeidigen Hals, da dieser für Reitpferde günstiger ist.

Die charakteristische zweifarbige Mähne wird traditionell zur Stehmähne gestutzt.


Körper

Fjordpferde haben eine breite Brust, mittellange, muskulöse Rücken und kräftige Lenden. Sie sollen über eine große, schräge Schulter und eine gute Sattellage verfügen.

Die kräftigen Beine haben breite, gut markierte Gelenke. Durch das starke, korrekte Fundament eignet sich das Fjordpferd auch als Reitpferd für schwerere Erwachsene.

Die Hufe sollen von passender Größe und guter Hornqualität sein.


Eindruck

Ein Fjord soll immer freundlich und ruhig wirken; es vermittelt Stärke und Gelassenheit bei wachem, interessierten Gesichtsausdruck.

Charakter und Eignung

 

Die Abwendung vom Pferd in der Landwirtschaft ab etwa dem Ende der 60er Jahre bestimmte auch in Deutschland den zum Teil rapiden Bestandsrückgang in der Fjordpferdezucht. Er ermöglichte dem Fjordpferd aber auch den Übergang vom Arbeitskleinpferd zum Freizeitpony.

Es ist aufgrund seiner Leistungsbereitschaft und Umgänglichkeit als Freizeitpferd für Reit- und Fahrzwecke gleichermaßen geeignet. Als robustes und mit natürlichen Instinkten ausgestattetes Pony ist das Fjordpferd trittsicher, leistungsbereit und ausdauernd. Es entspricht somit in hohem Maße den Anforderungen, die der Markt heute an ein vielseitig verwendbares und robust zu haltendes Freizeitpferd stellt.

Neben einem ansprechenden Exterieur sind es auch die spezifischen inneren Eigenschaften, die zur Wahl gerade dieser Rasse unter den Robustpferden veranlassen.

 

Wie alle Ponys gehören die Fjordpferde zu den spätreifen Pferden, die erst mit vier bis fünf Jahren voll ausgewachsen sind. Beim Einreiten oder Einfahren muss dies berücksichtigt werden. Unerlässlich ist eine ordentliche Grundausbildung des ausgewachsenen Fjordpferdes, da nur so die vielgeschätzten, guten Anlagen gefördert und zur Geltung gebracht werden.
Als ideale Allroundpferde von jung und alt gleichermaßen geschätzt, sind Fjordpferde ausgesprochen angenehm im Umgang, ausgeglichen und verlässlich im Temperament, aber doch voll Energie hinsichtlich Ausdauer und Mut bei jeder Geländesitutation.

 

Auf sportlichem Sektor haben Fjordpferde in den zurückliegenden Jahren in allen Disziplinen gezeigt, was in ihnen steckt. Aufgrund ihrer natürlichen Instinkte, ihrer Ausdauer und Trittsicherheit sind Fjordpferde ideale Begleiter sowohl bei langen Wanderritten wie auch auf sportlichen Trail- und Distanzritten. Die meisten Fjordpferde können ohne Problem bis 125 cm springen.

 

Gerade in den letzten Jahren hat der Fahrsport auch mit Fjordpferden einen neuen Aufschwung erlebt. In Dressur-, Hindernis- und Geländeprüfungen fahren Fjordpferdegespanne selbst bei Meisterschaften auf vordersten Plätzen mit.
Mit ihrem guten Charakter und ihrer annehmbaren Größe sind Fjordpferde auch für Therapeutisches Reiten bestens geeignet.

 

 

Quelle: IGF e.V.